La Orotava
Die vielleicht schönste Stadt der ganzen Insel ist das im Norden gelegene La Orotava. Die im fruchtbaren Valle de la Orotava gelegene alte Handelsstadt zehrt noch heute von ihrer einstmals großen witschaftlichen Bedeutung für die Insel.
Gegründet wurde La Orotava bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten Gebäude der Stadt. Stadtrecht erhielt La Orotava allerdings erst im Jahre 1648. Die Innenstadt, die Unterstadt und das Mühlenviertel Farrabo stehen heute unter Denkmalschutz. Besonders die zahlreichen Sakralbauten beeindrucken durch ihre Schönheit. Zu nennen ist hier an erster Stelle die Kirche Nuestra Señora de la Concepción aus dem 18. Jahrhundert mit ihren Wasserspeiern, Decken- und Fenstergemälden. Die Hauptkirche der Stadt, die inzwischen zum Kulturdenkmal ernannt wurde, stammt ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert, musste jedoch infolge eines Vulkanausbruchs neu errichtet werden. In dem marmornen Hauptaltar findet sich noch ein Original aus alter Zeit.
Von der Kirche Nuestra Señora de la Concepción gelangt man zu Fuß innerhalb von 5 Minuten sowohl zur Plaza del Ayuntamiento mit dem aus dem 19. Jahrhundert stammenden prunkvollen Rathaus, als auch zur ehemaligen aus dem 17. Jahrhundert stammenden Klosterkirche San Agustín. Schmuckstück dieses Gotteshauses ist die prächtige Apsis mit dem vergoldeten Hauptaltar. Außerdem findet sich hier eine hölzerne Christus-Statue, die plastisch die Erschöpfung des Gekreuzigten darstellt. Gelegen ist die Klosterkirche direkt an der Plaza de la Constitución. Auf dieser kann man wahlweise unter Bäumen wandeln oder sich in einem Café entspannen.
Darüber hinaus befinden sich in La Orotava zahlreiche Sakralbauten. Das ehemalige Kloster Santo Domingo mitsamt seiner Klosterkirche sticht darunter besonders hervor. Im einstigen Konvent ist heute das Museum für Iberoamerikanische Kunst untergebracht.
Eine schöne Abwechslung bietet die Hijuela del Jardín Botánico mit ihren etwa 100 tropischen und subtropischen Pflanzenarten. Eine Grünzone mitten im Stadtkern bildet ferner der verschlafen wirkende Garten Jardines del Marquesado del la Quinta Roja. Er beherbergt das unbenutzte Mausoleum des achten Marqués de la Quinta Roja, das von dem französischen Architekten Adolphe Coquet 1882 in Gedenken an den Marqués errichtet wurde.
Bekannt ist La Orotava außerdem für sein Fronleichnamsfest im Juni, das eine Woche später gefeiert wird als in anderen Orten der Insel. Nach einer Tradition aus dem 19. Jahrhundert wird dabei der 500 Meter lange Rundweg, auf dem die Prozession verläuft, mit einem Blumenteppich geschmückt. Auch die Plaza del Ayuntamiento wird mit biblischen Motiven und bunten Mustern versehen. Die Geistlichen, Ehrendamen und Honoratioren der Stadt schreiten voran, dahinter folgen die übrigen Gemeindemitglieder. Diese Schönheit ist jedoch vergänglich: Schon am nächsten Morgen werden die Überreste des Wunderwerks weggefegt. An die Tradition - von Leonor del Castillo begründet - erinnert eine Gedenktafel an der Casa Montverde. Diese befindet sich nur wenige Schritte entfernt an einer Kreuzung und ist über eine Seitenstraße links von der Kirche Nuestra Señora de la Concepción erreichbar. Biegt man an der Kreuzung in die Calle Colegio ein, gelangt man auf der rechten Seite nach wenigen Metern zur Casa de Ponte-Fonte Grimaldi, einem prächtigen Barockpalast aus dem 17. Jahrhundert.
Nur wenige Kilometer von La Orotava entfernt liegt der Ort Puerto de la Cruz. Da dieser bis 1813 La Orotava als Hafen diente, hieß er damals dementsprechend Puerto de la Orotova.
Für Wanderfreunde erstreckt sich in der Waldlandschaft der Cumbre Dorsal ein umfangreiches Netz von Wanderwegen. Der deutsche Naturforscher Alexander von Humboldt war schon vor mehr als 200 Jahren vom Orotavatal begeistert, das er von dem nach ihm benannten Mirador Humboldt aus überblickte.
Der vulkanische Boden und das feuchte Klima des Orotavatals begünstigen den Anbau von Bananen und Weinreben im Umland der Stadt. Auch Esskastanien, die an den Berghängen wachsen, haben in der Küche Teneriffas eine lange Tradition.
Der Wein, vor allem der Malvasia, erfreut sich großer Beliebtheit und wird schon seit dem 16. Jahrhundert angebaut wie exportiert. Inzwischen haben sich die Weine aus La Orotava auf Weinmessen einen guten Ruf erworben.